Sprachliche Aspekte
Es soll einmal einen chinesischen Weisen gegeben haben, „der die Qualität unserer Welt davon abhängig machte, ob wir für die rechten Dinge die richtigen Wörter finden. Dieser Weise war nämlich der Ansicht, dass das Unglück auf Erden vor allem daher stammt, dass wir für gegebene Realitäten die falschen Wörter benützen.“ (Iso Camartin, NZZ vom 4.3.2002)
Muschelseide ist der gereinigte, gekämmte und für textile Arbeiten verwendete Faserbart der Edlen Steckmuschel (Pinna nobilis L.).
Byssus ist der zoologische Begriff für diesen Faserbart. Der Naturforscher Guillaume Rondelet (1507-1566) ist 1555 der erste, der ihn in diesem Sinn in seinem Buch über die Fische des Meeres – Universae aquatilium historiae – verwendet.
Der lateinische Begriff byssus hat aber noch eine andere, ältere Bedeutung: Er kommt vom griechischen βύσσος (bissos), geht zurück auf das hebräische Būṣ und bedeutet feines Leinen. Im Alten Testament taucht der Begriff über vierzig Mal auf – er dient denn auch immer wieder als ‚Beweis’ für Muschelseide in der Bibel. Im Hebräischen gibt es mehrere Begriffe für Leinen; die wichtigsten sind Būṣ, Šeš, Bäd, Pišhtim. In der folgenden Tabelle sind diese vier hebräischen Begriffe für Leinen und die entsprechenden Begriffe in Latein und in Deutsch, Italienisch und Englisch aufgeführt – aus Bibelübersetzungen des 16. bis 20. Jahrhunderts:
Hebräisch |
Būṣ |
Šeš |
Bäd |
Pišhtim |
Latein |
byssus, serico |
byssus |
linea |
linea oder byssus |
Deutsch |
Leinen Byssus Leinwand Baumwolle |
weiße Seide Byssus (= feinste weiße Baumwolle) köstliche Leinwand gel(b)e Seide |
Seide Leinwand Byssus weiße Baumwolle |
Leinwand Byssus Baumwolle |
Italienisch |
bisso lino fino lino bianco |
bisso lino fino lino finissimo |
lino bisso |
lino |
Englisch |
linen byssus silk |
fine linen byssus silk |
linen | linen |
Über den Begriff Byssus wurde viel gerätselt und schon früh diskutiert, ob es sich um Leinen oder Baumwolle handle. Diese Unsicherheit schlägt sich besonders in den Bibelübersetzungen nieder, wie wir in der Tabelle sehen. Der deutsche Begriff Muschelseide jedoch findet sich in keiner Bibelübersetzung. Zu Recht: Der Begriff Byssus in Texten vor 1500 hat nichts mit Muschelseide zu tun.
Aber: Muschelseide existierte bereits in der Antike – jedoch unter anderen Begriffen. Ein sprachliches Problem also, und Grund für unzählige Fehlübersetzungen, Mythen und Legenden.
Byssus und Byssus
2012 entdeckte ein Team des Ägyptologischen Instituts der Universität Basel im Tal der Könige das ungeplünderte Grab einer Sängerin des Gottes Amun: Nehemesbastet. Auf einer Stele ist sie abgebildet, in feinstes, transparentes Leinen gekleidet: Byssus.
Im gleichen Grab wurden Reste von über 10 verschiedene Leinenqualitäten gefunden: vom gröbsten Sackleinen bis zur feinsten, gaze-ähnlichen Qualität: Leinenbyssus (Bickel & Paulin- Grothe 2012).
Der griechische Begriff byssinon auf dem Stein von Rosetta verweist auf die Verwendung von Byssusgeweben im 2. Jahrhundert vor Christus. Anhand dieses Steins, der 1799 in Ägypten gefunden wurde, konnten die ersten Hieroglyphen entschlüsselt werden. Ein englisches etymologisches Wörterbuch bezeichnet Byssus ebenfalls als Leinengewebe, weist aber darauf hin, dass der Begriff ’später‘ auf Baumwoll- und Seidengewebe ausgedehnt wurde.
Tatsächlich werden feine Seidengewebe aus dem Mittelalter ebenfalls als Byssus bezeichnet. Die textile Sammlung des Museums für angewandte Kunst MAK in Wien enthält ein hauchfeines Gewebe, das als Byssusgewebe – gelblich, Seide, gewebt in Leinwandbindung – bezeichnet ist. Es stammt aus der Sammlung von Franz Bock (1823-1899), dem deutschen Kunsthistoriker mit Schwerpunkt sakrale Textilien. Er schreibt über dieses Fragment: „Byssusgewebe orientalischer Fabrication. Vor dem X. Jahrhundert. Diese Byssusgewebe gehört zu der feinsten Sorte, die im Mittelalter hoch in Ehren stand. Von ähnlichem Byssusstoff sind meistens jene stofflichen Ueberreste, die, von Reliquiarien, eingefasst, häufig genannt werden de peplo beatae Mariae virginis, de sudario Domini. Bei älteren Schriftstellern führt dieser kostbare gasartige Stoff seiner Zartheit wegen die Bezeichnung linea nebula; auch heisst es bei einem Schriftsteller, dass Jemand, bekleidet mit einem solchen Gewebe, ausgesehen habe, ut vinum in vitro.“
Gabriel Vial vom Centre International d’Etude des Textiles Anciens CIETA in Lyon analysierte 1983 ein mit Byssus bezeichnetes Gewebe aus dem 8. Jahrhundert – es war Maulbeerseide – und erklärte dazu: „… la confusion était totale entre le lin, la soie, le coton et ce que l’on appelle aujourd’hui du mot Byssus“ (siehe dazu auch Maeder 2008, 2010, 2016, 2017a und b).
Was meinte er damit? Die Probleme mit dem Begriff Byssus für Muschelseide beginnen bei Aristoteles, der oft als ‚Vater’ der Muschelseide bezeichnet wird. Zu unrecht. Es handelt sich um einen Übersetzungsfehler, der auf das 15. Jahrhundert zurückgeht: ein für die Geschichte der Muschelseide überaus folgenreicher Fehler.
Im 4. Jahrhundert vor Christus schreibt Aristoteles eine Geschichte der Tiere, seine Historia animalium. Er beschreibt auch die Pinna, die Steckmuschel: „Αἱ δὲ πίνναι ὀρθαὶ φύονται ἐκ τοῦ βυσσοῦ ἐν τοῖς μμώδεσι καὶ βορβορώδεσιν”. Willem van Moerbeke (um 1215–1286), ein flämischer Dominikaner und bedeutender Übersetzer antiker Schriften, übersetzt im 13. Jahrhundert korrekt: „Pinnae rectae nascuntur ex fundo in arenosis …“ („Die Steckmuscheln wachsen aufrecht aus der Tiefe …“) (van der Feen 1949, Turner and Rosewater 1958). 200 Jahre später verfasst Theodorus Gaza (um 1400–um 1475), ein in Italien lebender Humanist aus Byzanz, eine Neuübersetzung von Aristoteles Schrift. Er verändert Aristoteles’ Text beträchtlich, denn Gaza war überzeugt, dass „a translator of Aristotle must first do his best to restore the text to the form the philosopher had originally given it, and to do so he will have to make substantial changes ad mentem Aristotelis“ (Beullens und Gotthelf 2007). Aristoteles verbessern, sozusagen. Bei Gaza hiess es nun: „Pinnae erectae locis arenosis coenosisque ex bysso …“ („… die Pinna wächst aufrecht aus ihrem Byssus …“). Byssus aber meinte damals feines Leinen oder feine Faser. Das also ist der Hintergrund des zoologischen Begriffs Byssus.
Gazas Übersetzung von Aristoteles’ Historia animalium erschien 1476 in Venedig und war ein unmittelbarer Erfolg – sie überholte in ihrer Bedeutung sämtliche vorherigen Übersetzungen. Während Moerbekes Version erst – und nur in Teilen – 1908 gedruckt wurde, erlebte diejenige von Gaza bis Ende des 16. Jahrhunderts bereits über 40 Auflagen. Von diesem Moment an bekam der bereits vorher mehrdeutige antike Begriff Byssus – Leinen? Baumwolle? Seide? – den zusätzlichen Aspekt einer tierischen Muschelfaser – und wurde damit auf die Muschelseide übertragen. „In this sense, however, the word was not used in the language of the ancients“ (Laufer 1915).
Der französische Naturforscher Guillaume Rondelet (1507-1566) weist 1555 als erster auf die zwei Sorten Byssus hin: „Byssus terrenus est et marinus„, also ein Byssus vom Land und einer vom Meer. Der Schweizer Naturforscher Conrad Gessner (1516-1565), auch „Aristotle of the Renaissance“ genannt, hatte bereits in jungen Jahren ein Lateinisch-Griechisches Wörterbuch verfasst. Er kritisiert drei Jahre später, 1558, Gazas Übersetzung und die Verwendung des Begriffs Byssus. In seinem 1670 posthum veröffentlichen „Vollkommenen Fisch-Buch“ wird auch die Verwendung des Byssus als Textilmaterial und der Unterschied zum biblischen Byssus erwähnt: „Auss solcher reinen Matery oder Wolle / so sich von den Steckmuscheln herauss streckt / werden auch Kleyder bereytet / und unter andere reine Gewöll gezettelt / ist doch ein andere Art / als der köstliche Flachss oder Byssus von welchem in beyden Testamenten geschrieben stehet“ (Gessner et al. 1670).
Da nun aber auch die Muschelseide in verschiedenen, vor allem romanischen Sprachen oft Byssus – im Italienischen bisso – genannt wird, sind Verständnis- und Verständigungsprobleme unausweichlich. Die Geschichte der Muschelseide ist voll davon.
Ein wichtiger Zeuge für den Textilbegriff bisso ist Giorgio Vasari (1511-1574). In seinen Lebensbeschreibungen der berühmtesten Architekten, Bildhauer und Maler erwähnt er im Kapitel über Raphael ein Selbstbildnis von Dürer, gemalt auf einem tela di bisso, feines Leinen, wie es in einer deutschen Übersetzung richtig heißt: „[…] ein Selbstportrait, das er mit Tempera auf einer feinen Leinwand ausgeführt hatte […]“. In der zweiten, überarbeiteten und ergänzten Auflage von 1568 bezeichnet er das Material des gleichen Selbstbildnisses präziser als una tela di rensa sottile, ein feiner, weißer Leinenstoff, benannt nach der französischen Herkunftsstadt Reims.
Muschelseide in der Sprachenvielfalt
Das Projekt Muschelseide basiert auf dem Studium und der Analyse von Texten – Bücher, Artikel, Archivalien, Enzyklopädien – in vier Sprachen: Deutsch, Italienisch, Englisch und Französisch, vom 15. Jahrhundert bis heute. Wo immer möglich habe ich mich auf Originaltexte abgestützt. Für lateinische, griechische und hebräische Texte konnte ich die Hilfe von entsprechenden Expertinnen und Experten in Anspruch nehmen – ganz herzlichen Dank!
Deutsch |
Italienisch |
Englisch |
Französisch |
Muschelseide |
Bisso marino |
Sea silk |
Soie marine |
Byssus Byssusseide Seewolle Muschelflachs |
bisso seta di mare lana marina pelo d’astura |
marine byssus byssus silk pinna wool silkworm of the sea |
soie de mer laine de mer bysse poil de nacre |
Wie wir bereits in diesem kleinen Abschnitt sehen, sind die beiden Begriffe Byssus und Muschelseide ineinander verwoben. Einträge in Wörterbüchern, Fachbüchern, Enzyklopädien zeugen davon. Ich werde deshalb in der jeweiligen Sprache einige Einträge anfügen, aus verschiedenen Zeiten – beginnend mit den jüngsten – ohne sie zu kommentieren. Sie zeigen mit erschreckender Deutlichkeit, dass die Missverständnisse und Fehlinterpretationen noch keineswegs Geschichte sind.
Maeder, F. (2017a) Irritating Byssus – Etymological problems, material facts and the impact of mass media. In Textile Terminologies from the Orient to the Mediterranean and Europe 1000 BC – AD 1000”. Salvatore Gaspa, Cécile Michel, & Marie-Louise Nosch (eds), Lincolnn NE: Zea Books), 500-519.
Maeder, F. (2017b) Byssus and sea-silk: a linguistic problem with consequences. In Treasures from the Sea – Sea Silk and Shellfish Purple Dye in Antiquity. Hedvig Landenius Enegren und Francesco Meo (eds), Oxbow Books, Ancient Textile Series 30, Oxford, 4-19.
Maeder, F. (2017c) La soie marine et son histoire: un produit textile de la Méditerranée. In L’exploitation des ressources maritimes de l’Antiquité. Activités productives et organisation des territoires. XXXVIIe rencontres internationales d’archéologie et d’histoire d’Antibes & XIIe colloque de l’association AGER. Sous la direction de Ricardo Gonzales Villaescusa, Katia Schörle, Frédéric Gayet, François Rechin, Editions APDCA, Antibes, 71-88.
Maeder, F. (2016) Nicht überall wo Byssus draufsteht ist Muschelseide drin. Sprachliche und materielle Aspekte eines Missverständnisses – und die Folgen. In Das Christusbild. Zu Herkunft und Entwicklung in Ost und West. Karlheinz Dietz, Christian Hannick, Carolina Lutzka, & Elisabeth Maier (eds.), Echter Verlag, Würzburg, 790-848 und Tafeln 85/86.
Begriff Byssus aus The merchant’s polyglot manual, in 9 languages, von Edward Henry Michelsen von 1860: 1. Muschelseide (German); 2.Byssus (Dutch); 3. Hafssile (Swedish); 4. Byssus (Aegypisk linned) (Dan.); 5. Bysse, Poil de nacre (French); 6. Bisso, Lanapesce (Italian); 7 Lanapena (Spanish); 8. Bisso (Portugese).
Deutsch
Muschelseide: Der Begriff Muschelseide findet sich zum ersten Mal in einem Buch des deutschen Gelehrten Daniel Gottlieb Rudolph (1726–1768): Hand-Buch oder kurze Anweisung wie man Naturalien-Sammlungen mit Nutzen betrachten soll. Er erwähnt die zarten Fäden der „Steckmuschel, woraus man in Tarento, Palermo etc allerley schöne Stoffe, Zeuge zu Kleidern, Camisölern, Mützen, Strümpfe, Handschuhe verfertigt. Die natürliche Farbe dieser Muschelseide fällt ins Olivengrüne, ist aber nicht so weich und fein, als die ordentliche Seide. In Sammlungen hat man öfters Gelegenheit, dergleichen gearbeitete Sachen zu sehen.“
Weitere Bezeichnungen für die Muschelseide sind Byssusseide, Seeseide; historisch auch See- , Fisch- oder Meer-Wolle, Moos-, Mies-, Bart- oder Büschel-Seide, Steckseide. In Handels- und Zollverzeichnissen finden sich auch die Begriffe Steckmuschelseide (unter Florettseide), Meeresseide, Pinnamarina-Seide (auch pina marina).
Edle Steckmuschel: Auch die Edle Steckmuschel hat verschiedene Namen: Pinna marina, Pinna maritima, Perna, Astura; historisch im 16. Jahrhundert Hammemuschel, im 18. Jahrhundert Stockmuschel, im 19. Jahrhundert Seiden-, Stick-, Schinken- oder Holstenmuschel, Pistolenholster.
Faserbart der Steckmuschel: Byssus, Bart, Muschelbart
Byssus in der Bibel: In deutschen Bibelübersetzungen aus der lateinischen Vulgata finden wir für den Begriff Byssus: köstliche Leinwand, feines Leinen, schlichtes Linnen, weisse oder gele [gelbe] Seide; bysso retorta ist gezwirnte weisse Seide oder weisse Leinwand, gezwirnter Byssus, gezwirnte Baumwolle.
Die Begriffe Byssus und Muschelseide in deutschen Enzyklopädien, Lexikas, Wörterbüchern und Fachliteratur
(unkommentiert – für weitere Analysen siehe Maeder 2016, 17a und b)
Byssus: „Ein feinfädiger Netzhemdenstoff aus Dreherbindung; ferner feinfädige, zarte, ungemusterte oder mit eingewebten Mustern versehene Gewebe aus Seide, Muschelseide oder Flachs. Diese Gewebe (Byssos) wurden schon zur Pharaonenzeit zum Einhüllen der Mumien und Reliquien benutzt. […] Seit dem Altertum wurde dieses Sekret ‘geerntet’ und zu durchsichtigem, naturfarbigem Gewebe verarbeitet (gewirkt).“ (Wadischat, 2008)
βύσσος „Da im Laufe dieser Untersuchung immer wieder von kostbaren Kleidungsstücken oder Einrichtungen des Stiftszeltes und der Bekleidung des Kultpersonals die Rede ist und es im Vorderen Orient üblich war, Gottheiten und kultische Gegenstände mit kostbaren Materialien darzustellen und zu verehren, liegt es Nahe, dass auch Kleidungsstücke in irgendeiner Weise goldfarben gestaltet wurden. Diese Farbe wurde und wird erzielt, indem die Ankerfäden der Edlen Steckmuschel Pinna nobilis L. mit einer weiteren Faser versponnen und evtl. mit Zitronensaft bearbeitet werden. Mit den auf diese Weise gewonnenen Fäden kann ein kostbares, goldfarbenes Kleidungsstück hergestellt werden, das den Anforderungen und Vorstellungen der gehobenen Gesellschaft und des Kultes genügt. Das, was in der LXX [Septuaginta] als βύσσος bezeichnet wird, ist also ein Mischgewebe aus Muschelseide und einem anderen Material, wahrscheinlich Leinen, das aufgrund der Farbe der Muschelfäden eine gelbliche bis goldglänzende Färbung erhält. Dieser Farbton kann durch das Verspinnen von Byssusfäden mit braunem Ziegenhaar noch intensiviert werden.“(Kersken, 2008)
Byssus (βύσσος). „Pflanzliche und tierische Fasern, die zu weitgehend durchsichtigen Gewändern (βύσσινος, βύσσινον) verarbeitet wurden. Dies sind vor allem wohl linum (λίνον, Lein, Flachs), später Samenhaare der Baumwolle […] aber auch Fasern von Pilzen und Flechten. Auch die heute noch als B. bezeichneten Haftfasern im Meeresboden festsitzender Muscheln […] waren Lieferanten für […] Fasern zur Anfertigung von Stricken, Strümpfen oder Handschuhen.“(Enzyklopädie der Antike, Neuer Pauly, Band 2, 1997)
Byssus (grch.) „1 faserförmiges Spinnbündel aus dem Sekret der B.-Drüse vieler Muschelarten, dient den Tieren zur Befestigung am Untergrund, wurde seit dem Altertum als Muschelseide gewonnen und zu durchsichtigem, naturfarbigem Gewebe verarbeitet. Schon griech. und röm. Schriftsteller hielten es für Seide. 2 Gewebe aus feinen Leinenfäden […] 3 ein feinfädiger Netzhemdenstoff […]“ (Brockhaus Enzyklopädie in 20 Bänden, 17. Aufl., 1967)
Byssus: „1 Historische Bezeichnung für schleierartige Gewebe, die aus besonders feinen Flachsqualitäten erzeugt wurden […] Gewebe aus der feinsten Qualität dieses Flachses, die auch noch im klassischen Altertum und in frühen christlichen Zeiten gearbeitet wurden, sind als alexandrinischer B. bekannt.“ [Erwähnt wird auch syrischer oder antiochenischer Byssus:] „Die Verwendung dieser Materialien für Schleiergewebe beschränkte sich nicht auf Ägypten und Syrien; durch Karawanen überbracht, wurden sie auf orientalischen Märkten gehandelt. 2 Das in Fadenform erstarrte Sekret bestimmter Muscheln, besonders der Pinna-Arten, das als B.-Schopf – aus einer Vielzahl feiner, 20 – 50cm (sic!) langer Fäden bestehend […] Die Fäden wurden früher (auch schon im Altertum) in grösserem Umfang gewonnen und verarbeitet (s. Muschelseide, die deshalb auch B.-Seide genannt wurde. Verwechslungen mit dem Begriff unter 1 sind möglich.“
Muschelseide (Byssusseide): „seidige Fasern des Byssusschopfes der gemeinen Steckmuschel Pinna nobilis L. (auch Schinkenmuschel genannt) und einiger anderer Pinna- Arten […] Gewonnen wurden die Steckmuscheln schon seit alters her vorwiegend in Italien, besonders in Tarent und Sizilien […] Die Verarbeitung der Muschelfasern zu Gespinsten und Geweben war im Altertum wie auch im Mittelalter stärker verbreitet.“ (Grosses Textil- Lexikon, Koch & Satlow, 1965/66)
Byssus: „B. […] ist ein durchsichtiges, ungefärbtes Gewebe von verschiedener, besonders feiner Textur. Die Faser wird aus einer im östlichen Mittelmeerraum wachsenden Pflanze gewonnen. Die Bezeichnung Byssus wird fälschlicherweise oft auf Muschelseide angewendet, eine Seide, die aus dem Bart einer Meeresmuschel hergestellt wird […]“ (Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte 1954)
„Byssus, ein leichter, feinfädiger, mit grossen Poren versehener Hemdenstoff. Kette und Schuss ist bester Mako-Baumwollzwirn. […] Byssus oder Muschelseide ist ferner die Bezeichnung für den olivenbraunen, sehr widerstandsfähigen, seidenglänzenden Faserbart einer im Mittelländischen Meer lebenden Steckmuschel. […] „
„Muschelseide. Aus etwa 5 cm langen, glänzenden braunen, seidenartigen Haarbüscheln von im Mittelmeer lebenden Seemuscheln gesponnener Faden.“ (Textil-Lexikon, Glafey 1937)
„Byssus (griech.: byssus), durchschimmernde Gewebe verschiedener Feinheit aus weissen und gelblichen Leinenfäden. Der altorientalische B. hat hinsichtlich der Feinheit verschiedene Arten aufzuweisen. Zu den einfachsten Sorten des B. sind jene feinen Leinengewebe zu zählen, in welche die Mumien Aegyptens und der Pharaonenzeit eingewickelt wurden. Diese Mittelsorte ist aus einem mittelfeinen Handgespinst der Pflanze linum usitatissimum gewonnen, welche in Unter- und Oberägypten mit Sorgfalt angebaut wurde. Die feinste und teuerste Abart des B., die an Wert dem königlichen Purpur gleichstand, wurde aus den zartesten Fäden jener Leinpflanze angefertigt, die nur im Delta Aegyptens wuchs. Diese Sorte des B. war im klassischen Altertum und in den frühesten christlichen Zeiten sehr gesucht und bekannt unter der Bezeichnung ‚alexandrinischer Byssus‘. Ihm stand an Feinheit und Höhe des Preises der syrische Byssus nahe, welcher in der Nähe von Antiochien wuchs und daselbst unter der Benennung antiochenischer B. gewebt wurde und durch Karawanen meist auf orientalischen Märkten Absatz fand. Der alexandrinische B. fand vorzugsweise als sudarium (suaire) zur Umhüllung des Hauptes hoher Verstorbener Verwendung. Die Zartheit des Gewebes gestattete es, die Züge des Verstorbenen zu erkennnen. Dieser Eigenschaften wegen wurde er auch von hochstehenden Frauen und Matronen als Kopfhülle, überhaupt als leichtes Obergewand (velamen peplon) in Gebrauch genommen. Seiner Zartheit wegen nannte man den B. auch linea nebula oder opus araneum, weil er in seiner Textur wie Nebel oder wie ein leichter Anhauch des Spinngewebes sich darstellte. Die Sitte verbot es aber im Altertum, nur in Byssus zu erscheinen, er blieb ein Privilegium für hochstehende Personen und Würdenträger. Gemusterte Byssusstoffe mit geometrischen Figuren, aus der römischen Cäsarenzeit bis zum Sturze des weströmischen Kaiserreiches, sind nachweisbar. Als Marktplatz der Byssusstoffe nennen die Schriftsteller des Altertums, seit den Tagen der ägyptischen Pharaonen bis auf die Zeiten der Ptolemäer und die Herrschaft der arabischen Kalifen, Alexandrien als Hauptort, desgleichen Antiochien, Damaskus und Palmyra für weniger durchscheinende Gewebe. (Vgl. Bock 1895). Je mehr die Kultur und Industrie nach den Kreuzzügen an Ausdehnung gewannen, auch die indischen und persischen Baumwollstoffe Eingang fanden, desto seltener wurde der Byssus, bis er im 15. Jahrhundert überhaupt nicht mehr erscheint. (Vgl. auch Muschelseide.)“
„Muschelseide, Lana penna, auch Pinna marina (ital.: Bisso, bissus, lana-pesce, pelo di nacchera, pelo d’astura) sind die glänzenden, seidenartigen Fäden mehrerer Gattungen Seemuscheln, wie Kammmuschel, Pecten, Miesmuschel, Mytilus u.s.w., die mit 4-6 cm langen Haarbüscheln (Byssus) im Meere sich an die Felsen ansetzen. Die nützlichste Muschel dieser Gattungen ist die sogen. Steckmuschel oder Schinkenmuschel (Pinna nobilis L.), auch Seidenmuschel, Holstenmuschel und Pistolenholster. Die Fäden werden nach gehöriger Reinigung verarbeitet. Die Anwendung der Steckmuschel für Webereizwecke war schon im Altertum bekannt: besonders zur Herstellung von Reitermänteln; die feinsten Muschelseidengewebe wurden in Indien angefertigt und dann nach Griechenland gebracht; die Araber nannten die Muschelseide Meereswolle.“ (Handwörterbuch der Textilkunde aller Zeiten und Völker, Heiden 1904)
Muschelseide (Byssusseide): „seidige Fasern des Byssusschopfes der gemeinen Steckmuschel Pinna nobilis L. (auch Schinkenmuschel genannt) und einiger anderer Pinna- Arten […] Gewonnen wurden die Steckmuscheln schon seit alters her vorwiegend in Italien, besonders in Tarent und Sizilien […] Die Verarbeitung der Muschelfasern zu Gespinsten und Geweben war im Altertum wie auch im Mittelalter stärker verbreitet.“ „Es ist also der Byssus des Altertums und des frühen Mittelalters nicht zu den Seidenstoffen, sondern zu den Leinengeweben zu rechnen.“ (Bock, Die textilen Byssus-Reliquien des christlichen Abendlandes, aufbewahrt in den Kirchen zu Köln, Aachen, Cornelimünster, Mainz und Prag,1895)
Byssus: (byssum) “ 1 die feinste weisse Baumwolle der Indier u. Aegypter, aus mehreren Arten des Gossypium gewonnen, der hebräischen u. noch mehr der in Elis und Achaja gewonnenen vorgezogen; 2 Webestoff, welcher aus den langen, ausnehmend feinen Barthaaren der zum Geschlecht der Ostracea gehörenden See- od. Steckmuschel (pinna marina) gewonnen wurde; auch heut zu Tage verfertigt man aus dieser Muschelseide ausserordentlich feine Gewebe. Im Alterthum bedeutet B. Prachtgewänder, Priesterkleidung und wird in der Bibel stets neben den kostbarsten Zeugen genannt, (fälschlich mit ‚köstlicher Leinwand’ oder ‚weisser Seide’ übersetzt).“ (Herders Conversations-Lexikon, Band 1, 1854)
„Byssus, Fr. Bysse, nannten die Alten eine gewisse kostbare Materie, woraus Zeuge zu allerley Kleidungsstücken für die Vornehmen und Reichen, insonderheit auch für die Damen und Priester, gewebt wurden. … Worinn aber die Materie des Byssus eigentlich bestanden habe, das scheint man seit vielen Jahrhunderten nicht mehr zu wissen. Einige nennen sie eine wahre Seide; Andre, eine Seide von der Pinne marine, oder von der Perlenauster; Andre, den schönsten ägyptischen Flachs; Andre, eine sehr feine Baum=Wolle; noch Andre leiten sie aus dem Mineralreich her. Die wahrscheinlichste Meinung ist vieleicht die, welche der Chevalier de Jaucourt in der Encyclopédie [von Diderot und d’Alembert] äussert, daß Byssus ein generischer Name gewesen, womit die Alten allerlei Arten kostbarer Materien zu feinen Kleidungsstücken, bezeichnet hätten.“ (Krünitz, Oekonomische Encyclopädie oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft, Band 7, 1776)
Der Begriff Muschelseide taucht erst im 98. Band von 1805 auf, zuerst allgemein unter Muschel, ausführlicher im Kapitel XIV. unter Pinna, Steckmuschel: „Unten befindet sich ein Bart von schwarzgrünen Haren, welcher der Byssus der Alten ist,“ gefolgt von der Anmerkung: „Andere verstehen unter Byssus der Alten die Baumwolle.“ Dieser Meinung wird einige Seiten später widersprochen: „[…] findet man Nachrichten, dass schon die Alten sich dieser Seide [gemeint ist die Muschelseide] zu Kleidungen bedient haben, wiewohl es ausgemacht ist, dass man vordem in Aegypten unter dem Worte Byssus die Baumwolle und nicht diese Seide verstanden habe, denn Julius Pollux macht uns von dem Byssus und dessen Entstehung eine Beschreibung, welche sich allein auf die Baumwolle, und weder auf den Flachs noch auf die Muschel-, noch auf die andere Seide anwenden lässt.“ (Krünitz, Oekonomische Encyclopädie oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirtschaft, 1805)
„Byssus […] eine Art sehr reines und zartes Flachses, so in Indien und Egypten wächset, daraus vor Zeiten kostbare Kleider gemacht worden.“ Unter dem Begriff Pinna hingegen wird der Byssus der Muschel so erklärt: „Diese Seide [also Muschelseide, wird aber noch nicht so genannt!] wird abgenommen, gesponnen und Strümpffe, auch andere dergleichen Kleidungen daraus gemacht.“(Universal- Lexicon, Zedler 1741)
Johann Jakob Spreng (1699–1768), Theologe und Griechischprofessor an der Universität Basel, verfasste zwischen 1740 und 1768 ein „Allgemeines Deutsches Glossarium“, das jedoch nie gedruckt wurde. Es wird zur Zeit von Linguisten der Universität Basel transkribiert und zum Druck vorbereitet. In Band IX. 16 Mi – Mÿx finden wir: *Muschelflachs, *Muschelseide, *Schneckenflachs, *Schneckenseide; byssus pinnae marinae. seÿn brandrötliche und flachs- oder seidenähnliche Fäden, die aus dem untern Ende einer kegelförmigen Seeschnecke oder Muschel, die in der adriatischen See gefunden, wird, herausgehen. Aus den daraus gesponnenen Garne werden Strümpfe und andere Kleidungen verfertiget. s. Jabl. in Pinna. (Universitätsbibliothek Basel, Handschriften Sign. NL 71. IX IX. Bd. 16 (unpaginiert) recto b)
Italienisch
Muschelseide: Den italienischen Begriff bisso marino für Muschelseide finden wir 1681 zum ersten Mal im Conchylienbuch von Buonanni. Er unterscheidet bereits klar zwischen dem Byssus des Meeres und dem Byssus ‚vom Land’, aus Leinen oder Baumwolle: „[…] bisso marino a distintione del terrestre, fatto di lino, ò bambagia“.
Michele Rosa macht 1785 in seiner Dissertation Delle Porpore e delle materie vestiarie presso gli antichi die gleiche Unterscheidung, wenn er ausführlich die verschiedenen Arten von Byssus erklärt, „di varie specie e bellezze e terrestre e marino”. Letztere nennt er auch „pelo[…] dell‘ Astura che è appunto il bisso marino dell‘ Aldrovandi, materie tutte o di poco uso o di carissimo prezzo.“
Weitere Begriffe für bisso marino sind: seta marina, seta di mare, lana marina, lana dorata, lana di nacchera, pelo d’astura (oder d’ostura), bisso guacara; in Tarent lanapinna, lanapenna (auch lana pena), lanapesce, lana di pesce; in Sardinien pilu de nàkkara oder niaccara, gnacara. In der Bedeutung unklar sind lana d’oro, lana aurea, lana lucida.
Auch der Begriff seta di mare ist nicht ganz eindeutig. Morelli 1976 stellt ihn der seta di terra gegenüber und meint damit Seide aus Sizilien oder Persien, die auf dem Meerweg transportiert wurde: „Partendo dal porto di Marsiglia, ben venti balle di ’seta di mare‘ attraversano, ‘con dotte da diversi vetturali’, il sud della Francia in direzione della Liguria e di Firenze“. In der Fussnote dazu: „Questa denominazione si contrappone alle sete grezze italiane ‘di terra’ (Piemonte, Bologna, Genova, Vicenza) e sta ad indicare alcuni tipi di seta proveniente o dalla Sicilia o dall’arcipelago persiano che, sbarcate a Marsiglia, venivano largamente impiegate dall’industria serica lionese.“ Allerdings habe ich für diese Erklärung keine weiteren Zeugnisse gefunden.
Byssus: Bisso marino wird oft abgekürzt zu bisso, was natürlich zu den erwähnten Missverständnissen führt. Heute wird mit bisso auch ein sehr leichter, feiner, zum Besticken geeigneter Stoff aus Baumwolle oder Leinen bezeichnet.
Der biblische Begriff Byssus wird je nach Ausgabe und Zeitraum überwiegend mit bisso oder bisso ritorto, aber auch mit lino fino oder seta übersetzt.
bisso ist auch ein Farbbegriff: Im Buch De arte illuminandi, einem Rezeptbuch aus dem 14. Jahrhundert für die Herstellung und Verwendung von Farben, ist mit Byssus eine Farbe gemeint (violaceo, veilchenblau). Brunello 1968 erklärt dazu: „Poiché queste tele [vermutlich Baumwolle] venivano spesso tinte, probabilmente nella Bibbia si usava il termino bisso per indicare tanto la tela quanto il colore col quale essa era tinta. Ma dato che si fa sempre distinzione tra scarlatto, porpora, giacinto e bisso, è da ritenere che bisso volesse significare un particolare colore. Forse si trattava di una tonalità del purpurisso, prodotto da una farina fossile colorata con la porpora e usata dagli antichi appunto per imitare la porpora.“
Bei Fabbroni (1782) ist Byssus in der Bibel beides, eine Farbe und ein Textilmaterial: „[…] dobbiam noi intender dunque par Bisso, una particolar materia, o un particolar colore“. Für eine Farbbezeichnung spricht 2 Chron 2,14: „Egli sa lavorare l’oro, l’argento, il bronzo, il ferro, le pietre, il legno, i filati di porpora, di violetto, di bisso e di cremisi […]„.
Cennino Cennini bestätigt dies in seinem Werk Trattato della pittura aus dem frühen 15. Jahrhundert, wo er die Zusammenstellung der Farbe bisso sowie die al fresco-Arbeit damit erklärt.
Und eine weitere Stimme: „Bisso è lino finissimo, crescente intorno ad Elim nell‘ Acaja, e computato a peso coll’oro. Ma Forster (De bysso antiquorum) pretende non fosse altro che il nostro cotone d’India. Con esso facevasi una tela finissima, che per lo più tingevasi in porpora, il più pregiato fra’colori: onde bisso fu preso spesso per color di porpora.“ (Cantù & Parini 1854)
Edle Steckmuschel: Nacchera, gnacchara, gnacchera, astura, pinna comune, stura, perna, verme da seta di mare; in Tarent auch cozza penna, paricella, paricedda (der Dialektbegriff ist parëceddë), nàcchera, madreperla; in Sardinien macigoni.
Faserbart: Bisso, ciuffo, bava, pelo di nacchera, ciocca di peli.
Die Begriffe Byssus und Muschelseide in italienischen Enzyklopädien, Lexikas, Wörterbüchern und Fachliteratur
(unkommentiert – für weitere Analysen siehe Maeder 2016, 2017a und b)
„bisso Filamenti di natura corneo-elastica secreti in forma semifluida (e coagulati a contatto con l’acqua) da una ghiandola presente nel piede di molti Molluschi Bivalvi, che servono a fissare l’animale a un sostegno. Lo posseggono i generi Pecten, Tridacna, Mytilus Pteria, Pinna; in alcune specie si trova soltanto nello stadio giovanile. Il b. di Pinna può essere tessuto in una stoffa morbida, sericea, di colore bruno dorato, chiamata seta marina. Fino al 18° sec. gli abitanti delle coste siciliane, calabresi, tarantine e di Malta ne facevano guanti, cravatte ecc.“ (Treccani online http://www.treccani.it/enciclopedia/bisso/ 8.10.2019)
„bisso 1. tela finissima di lino, oggi usata come tela da ricamo: tovaglia di bisso; 2. filo corneo che alcuni molluschi lamellibranchi (p.e. i mitili) secernono per fissarsi agli oggetti sommersi; da quello della Pinna nobilis si ricava un filato noto come seta marina Etimologia: ← dal lat. tardo bўssu(m), dal gr. býssos, che è d’orig. fenicia.“ (Garzanti linguistica http://www.garzantilinguistica.it/ricerca/?q=bisso (8.8.2015)
„BISSO (dal gr. βυσσός, e questo dal fenicio būṣ; fr. bysse, sp. biso; ted. Byssus; ingl. byssus). – Fu così chiamata dai Greci una tela sottilissima e preziosa fatta col lino, proveniente dall’India e dall’Egitto e diffusa nel mondo mediterraneo dai Fenici. In Egitto le manifatture appartenevano ai templi che sotto i Tolomei avevano il monopolio delle tele per le mummie (G. Lombroso, Recherches sur l’econ. polit. de l’Égypte sous les Lagides, Torino 1870, p. 108 segg.). Per il suo pregio era adoperata da principi e sacerdoti, anche della religione ebraica. Da alcuni si ritiene che si ricavasse dal linum asbestinum, altri poi dicono non essere altro che il moderno cotone. Dall’uso ebraico volle la Chiesa che gli abiti dei sacerdoti fossero di lino. Nell’ambiente romano, il byssus si trova per la prima volta ricordato in Plinio. A Roma, oltre che dall’Egitto, il bisso era fornito dalla città di Scythopolis presso Damasco, dalla Siria, e da Tarso in Cilicia, come sappiamo dall’editto di Diocleziano in cui ci sono date le qualità migliori. L’Italia ne produceva poco.
L’uso di tela fine sia per indumenti, sia per fazzoletti, tovaglioli, asciugamani, si diffuse negli ultimi tempi della repubblica: la donna fu la prima ad abbandonare la veste di lana per quella di tela; e il più antico costume di lino fu il supparum. Alessandro Severo fu un grande amatore delle tele di lino e gl’imperatori in genere facevano tessere il lino per proprio conto. Il bisso della Pinna è così abbondante e fine, che può essere tessuto in una stoffa morbidissima, sericea, d’un colore bruno dorato, con riflessi verdastri. Un tempo gli abitanti delle coste siciliane, calabresi, tarentine e di Malta, ne facevano guanti, cravatte e altri oggetti di abbigliamento. Tale industria fioriva ancora nel sec. XVIII, ma la materia prima era troppo scarsa perché essa potesse acquistare notevole importanza (v. lamellibranchi). L. M. C., G. Cal., G. Mon.“ (Treccani, Enciclopedia italiana di science, lettere ed arti 1930)
„Bisso. È un prodotto di secrezione di una ghiandola che si trova nel piede di molti molluschi bivalvi, come la pinna, il mitilo ecc., e che fu detta appunto ghiandola del bisso. Questa secrezione appena emessa, si solidifica in fili assai resistenti, che servono a fissare il mollusco agli scogli. Talora il bisso di certi molluschi, come quello della Pinna nobilis, è bello ed elegante, di riflessi bronzati e simile a seta. Ora non è più in uso, ma anticamente era assai pregiato e serviva a fare tessuti preziosi. E. G.-T.
Bisso. (tecn.) Tela o panno finissimo, preziosissimo, molle, delicato, che usavano gli antichi. Si crede che fosse un tessuto di lino sottilissimo delle Indie e dell’Egitto, di cui erano fatte le vesti più nobili e più stimate. Siccome poi tali vesti erano spesso colorite di porpora, il colore fra tutti il più pregiato, quindi è che da taluni fu detto bisso lo stesso color di porpora. F. MZZL.“ (Lessona, Dizionario di cognizioni utili, enciclopedia elementare …1905)
„Bisso. s.m. V. G. 1) Tela finissima, molle, delicata, che usavano gli antichi. 2) Bisso marino chiamano i naturalisti quello che volgarmente dicesi Pelo di nacchera […]“ (Fanfani, Wörterbuch der geschriebenen und gesprochenen italienischen Sprache 1895)
„BISSO. Sost. masc. Sorta di tela di lino assai fine, e di tessuto rado, che oggidì serve specialmente a fare alcune delle vesti sacerdotali. Dal lat. byssus, e questo dal gr. βύσσος. – Fr. Giord. Pred. S: Imperocchè di quel lino si fa il bisso, che è panno lino nobilissimo. Sacch. Op. dic. 51: Bisso era la camicia di lino sottilissima. Soder. Cult. Ort. 160: Pausania scrive non nascere il bisso in altra parte che in Elide di Grecia, di tanta sottigliezza che non cede al bisso di Giudea. Baldell. F. Filostr. 132: Dicesi che il bisso vien prodotto da un arbore che è per l’altezza sua pari all’opio, e che ha le foglie che somigliano le foglie del salce. § I. E in locuz figurata. – Borgh. S. Tertull. 878: Vestitevi della seta della bontà, del bisso della santità, della porpora dell‘ onestà. § II. Bisso poeticam. dicesi ora per Mussolina finissima o altro simile tessuto. – Crudel. Rim. 67: Biacheggiante di trinoso Bisso sotto verde manto, Lascia il coro strepitoso E il solenne augusto cauto. Parin. Poes. 114: Con lieve Bisso il madido fronte a lui tergendo, E l’aurette agitando, il tardo sonno Inviterai. Fosc. Poes. 168: O quando l’arpa adorni, E co’novelli numeri, E co’molli contorni Delle forme, che facil Bisso seconda.“ (Vocabolario degli accademici della Crusca, vol 2, 5° edizione 1863-1923)
„BISSO. S. m. Gr. Byssos (gr.). Tela finissima, molle, delicata, che usavano gli antichi. È in Apul. – Franc. Sacch. Op. div. (Mt.) Bisso era la camicia di lino sottilisssima. Fr. Giord. Pred. S. (C) Imperocchè di quel lino si fa il bisso, che è panno lino nobilissimo. Mor. S. Greg. Ch’è per lo cocco e bisso, se non la carità? la quale, acciocchè sia perfetta, conviene che sia tinta due volte. Menz. Sat. 2. (Mt.) Or chi giaceva in bisso, in sterco sieda. Ros. Sut. 3. D’attortigliati bissi il capo avvolto. 2. Per estens. si dice anche, nello stil nobile e poetico, di certe Mussoline finissime d’India, Parin Vesp. in Parin. Op. 1. 167. (Gh.) Con lieve Bisso il madido fronte a lui tergendo. 3. (Zool.) Bisso marino chiamano i naturalisti la Seta del naccherone, che anco dicesi Pelo di nacchera. (Mt.)“ (Dizionario della Lingua Italiana von Nicolò Tommaseo und Bernardo Bellini, 1861-1879)
„Bisso (archeol.) Tela o panno, finissima, preziosissimo, molle, delicato, che usavano gli antichi […] altri finalmente credono che sia stato la ciocca di pelo di seta che si trova aderente alla pinna marina.“
„Bisso (zool. e tecn.) […] Nella gran pinna del Mediterraneo questa sostanza è assai bene e grandemente sviluppata, […] In Italia questo bisso viene adoperato in più sorta di lavori, e pochi sono i musei che non abbiano un guanto od altro tessuto di questa sostanza.“ (Nuova enciclopedia popolare italiana 1857)
„Tra le sostanze sovente mentovate negli antichi scrittori, e delle quali la conoscenza può dirsi smarrita oggigiorno, trovasi il bisso. Nè mai avviene d’incontrarci in questo nome, e l’incontriamo sovente, massime ne’libri sagri, che non ci sentiamo invogliati di saper cosa fosse; tanto solenne era il suo uso presso gli antichi, e tanto discordi intorno ad esso sono le opinioni de‘ moderni. […] certa qualità di lino, […] stoffe di seta, […] ne mancarono taluni, che tennero in conto di bisso quella lanugine particolare ad una specie di conchiglia conosciuta sotto il nome di Pinna nobilis […]“ (Viviani, Del Bisso degli antichi 1836)
Englisch
Muschelseide: Sea silk, byssus silk, pinna silk; häufig sind Umschreibungen: silk from the sea, silk of Pina (sic!); historisch und nicht immer eindeutig: marine wool, marine byssus, sea-wool, fish wool, silkworm of the sea. In Handels- und Zollverzeichnissen findet sich auch der Begriff hair of pinne marine.
Byssus: In der Bibel wird der Begriff Byssus übersetzt mit linen, white linen, fine linen, Egyptian linen, clothes of byssus; aber auch silk. Bysso ritorta ist twined linen.
Edle Steckmuschel: Pen shell, fan shell, fan mussel, rough pen shell, noble pen shell, seawing
Faserbart: Beard, tuft of byssus fibres, mussel beard, byssus fibre, holdfast
Die Begriffe Byssus und Muschelseide in englischen Enzyklopädien, Lexikas, Wörterbüchern und Fachliteratur
(unkommentiert – für weitere Analysen siehe Maeder 2016, 2017a und b)
„byssus: < Latin byssus, < Greek βύσσος ‘a fine yellowish flax, and the linen made from it, but in later writers taken for cotton, also silk, which was supposed to be a kind of cotton’ (Liddell & Scott), < Hebrew būts, applied to ‘the finest and most precious stuffs, as worn by kings, priests, and persons of high rank or honour’ (Gesenius), translated in Bible of 1611 ‘fine linen’, < root *būts, Arabic bāḍ to be white, to surpass in whiteness. Originally therefore a fibre or fabric distinguished for its whiteness.“ (Oxford English Dictionary)
„The finest linen, known as ‘royal linen’, was almost sheer and is sometimes erroneously translated as byssus, after the Greek word for a thread spun from mollusk secretions, whose miraculous, gossamer quality the finest woven flax may have resembled.“ (Riggs, Unwrapping Ancient Egypyt, 2014)
„From Late Bronze Age and Early Iron Age sources it may be possible to show, both from representations and from texts that indicate the direction of trade that Akkadian būşu is indeed the fabric made of mollusc filaments.“ (Dalley, Ancient assyrian textiles and the origins of carpet design, 1991)
„Mention is sometimes made in historical texts of textile fibres which have proved hard to identify, and which are certainly not related to the common principal species…. Pinna marina, or squamosa, is the name for certain mussel species living in temperate sea water, especially in the Mediterranean and off the coast of India. The mussel clings to underwater rocks by means of long tufts of hair growing out of its shell. After they have been cleaned, these tufts make a lustrous spinning material which was used even in prehistoric times for weaving fine fabrics. Arab merchants called this material ‚sea-wool‚.“ (Geijer, A history of textile art, 1979)
„BYSSUS (βύσσος). It has been a subject of some dispute whether the byssus of the ancients was cotton or linen. Herodotus (2.86) says that the mummies were wrapped up in bandages of this material (σινδόνος βυσσίνης τελαμῶσι; cf. 7.181), and an examination of mummy cloth with the microscope has shown it to be linen and not cotton cloth. Byssus in Herodotus therefore signified linen made from flax, and not cotton, which he calls treewool (εἴριον [Att. ἔριον] πὸξύλου, 3.47, 106, 7.65). The robes of byssus mentioned by Aeschylus (Sept. c. Theb. 1039; Pers. 125) and Euripides (Eur. Ba. 821) we may take to have been linen. In the same way linen is meant when we are told that the limbs of Osiris were wrapped in byssina (Diod. 1.85), that the image of Isis was covered with a black linen garment (Plut. Is. et Osir. 39), and that the great ship of Ptolemy Philopator had a sail of byssus (Athen. 5.206 c). But in some writers byssus is erroneously used to signify cotton (τὴν δὲ βύσσον φύεσθαι δένδρον φασι, Philostr. Vit. Apoll. 20), and Strabo even gives the name to silk, which he supposed to be a kind of cotton
(τὰ Σηρικά, ἔκ τινων φλοιῶν ξαινομένηςβύσσου, Strab. xv. p.693). It seems in later writers to have signified a fine and costly texture, made generally of linen, but perhaps in some cases of very fine cotton. Simaetha in Theocr. 2.73 goes sightseeing in a dress of byssus (βύσσοιοκαλὸν σύροισα χιτῶνα) ; it is mentioned by Apuleius as a thin dress ( “bysso tenui pertexta,“Met. 11.100.3); and it is spoken of in the Gospel of St. Luke (16.19) as part of the dress of a rich man (cf. Rev. 18.12). Pliny (19.21) speaks of it as a species of flax (linum), which served mulierum maxime deliciis, and was very expensive. The word comes from the Hebrew bûtz, and the Greeks probably got it through the Phoenicians. Pausanias (6.26.4) distinguishes byssus from hemp (καννάβις) and flax (λίνον), and in another passage (5.5.9) says that it was grown in Elis, being not inferior to that of the Hebrews in fineness, but not so yellow (ξανθή) ; and that the women in Patrae gained their livelihood by making headdresses (κεκρύφαλοι) and weaving cloth from it (7.21.7). Mr. Yates thinks that λίνον was the common flax, and that βύσσος was a finer variety, but the byssus in Elis may have been a species of cotton. (Yates, Textrinum Antiq., p. 267.) [W.S]“ (A Dictionary of Greek and Roman Antiquities. Smith, Wayte, Marindin. London. 1890. (http://www.perseus.tufts.edu/ 15.10.2019)
In James Yates‘ Buch I über Fasern tierischen Ursprungs gibt es ein achtseitiges Kapitel „Fibres of the Pinna“, über den Faserbart der Pinna und der daraus hergestellten Muschelseide – allerdings ohne den Begriff Byssus zu erwähnen. Diesen finden wir hingegen in Buch II über Fasern pflanzlichen Ursprungs. Als Unterkapitel zum Thema Flachs gibt es den §70 über Byssus; diskutiert wird die Frage, ob es sich um Leinen oder Baumwolle handelt – speziell in Bezug auf ägyptische Mumienbinden. (Yates. Textrinum Antiquorum: An Account of the Art of Weaving Among the Ancients 1843)
„Linen: cloth made from flax. Several different Hebrew words are rendered linen, which may denote different fabrics of linen or different modes of manufacture. Egypt was the great centre of the linen trade. Some linen, made from the Egyptian byssus, a flax that grew on the banks of the Nile, was exceedingly soft and of dazzling whiteness. This linen has been sold for twice its weight in gold. Sir J.G. Wilkinson says of it, ‘The quality of the fine linen fully justifies all the praises of antiquity, and excites equal admiration at the present day, being to the touch comparable to silk, and not inferior in texture to our finest cambric.’“ (Smith’s Bible Dictionary, 19. Jahrhundert)
Französisch
Muschelseide: Soie marine, soie de mer, laine de mer, laine marine, soie de pinne, soie de pinne mariné, soie de byssus, poil de nacre, aber auch nur bysse. Historisch, aber unklar in der Bedeutung sind die Begriffe laine d’or, etoffe d’or, poil de poisson, lin marin, tissu d’ablaque. In Handels- und Zollverzeichnissen finden sich die Begriffe laine oder byssus de pinne marine (unter der Sammelbezeichnung poils).
Byssus: Der biblische Begriff Byssus wird durchwegs übersetzt mit lin fin oder fin lin; bisso ritorta mit fin lin retors.
Edle Steckmuschel: Pinne marine, pinne noble, pinne géante, grande nacre, jambonneau de mer, jambonneau hérissé
Historisch: jambon, coquille porte-laine ou porte-soie, fourreau de pistolet, ver à soie de mer, chenille de la mer, nacre de perle
Faserbart: Byssus, filament de byssus, barbe, touffe de filets, touffe de fibres
Die Begriffe Byssus und Muschelseide in französischen Enzyklopädien, Lexikas, Wörterbüchern und Fachliteratur
(unkommentiert – für weitere Analysen siehe Maeder 2016, 2017a und b)
“ Les dictionnaires latin et grec classiques décrivent donc les mots byssus et βύσσος comme une fibre végétale comme le coton ou le lin […] Cette traduction est erronée. En réalité, le byssus est un tissu diaphane, créé en utilisant une fibre provenant d’un mollusque acéphale à coquille bivalve. À notre connaissance, il n’en existe aucun spécimen authentique du haut Moyen Âge. “ (Ditchfield, La culture matérielle médiévale – l’Italie méridionale byzantine et normande. In Collection de l’école française de Rome 2007)
„BYSSE, BYSSUS, subst. Masc.
A.− ANTIQ. Matière textile, sorte de lin que les anciens teignaient en pourpre et dont ils fabriquaient de riches étoffes. Elle étoit vêtue d’une robe de bysse aurore (CHATEAUBRIAND, Les Martyrs,1810, p. 46). Il était nu-tête, sous un parasol de byssus, que portait un nègre derrière lui (FLAUBERT, Salammbô,t. 1, 1863, p. 108).
B.− P. anal.
1. BOT. Production filamenteuse de certains cryptogames qui forment les moisissures des lieux humides […].
2. ZOOL. Filaments soyeux sécrétés par une glande de certains mollusques bivalves servant à fixer l’animal sur le rocher. Synon. soie de mer : 2. Nous avons trouvé peu après dans l’anse de l’Astrolabe un grand nombre de [mollusques] turritelles roses (…) de jolies modioles enchevêtrées dans leur byssus cotonneux et cachées sous les rochers. [NelleZélande]. DUMONT D’URVILLE, Voyage de découvertes autour du monde, t. 2, 1832-34, p. 594. […]“ (Trésor de la Langue Française informatisé, Centre National de Ressources Textuelles et Lexicales, https://www.cnrtl.fr/definition/byssus, 8.10.2019)
„BYSSUS. On désigne sous ce nom, ou encore sous celui de soie de mer, une matière textile […] On estime la production totale annuelle de byssus à environ 200 kg. Les moules, les filaments et les produits de leur mise en oeuvre ont été exposés en 1878.“ (Dictionnaire encyclopédique et biographique de l’industrie et des arts industriels, Lami & Tharel 1881)
„Tissus d’ablaque (ou byssus de pinne-marine): On appelle ablaque dans le langage commercial, le byssus de la pinne-marine (voir pour le byssus des anciens, l’Introduction au Dictionnaire des Tissus, pages XLVIII et XLIX). On désigne sous le nom de byssus une étoffe de filaments qui proviennent de certains mollusques. Celui de la pinne-marine est très long, très fin; son moelleux et son brillant lui donnent une grande ressemblance avec la soie. La pinne-marine est nommée coquille porte-soie par Aristote, qui signalait dans le byssus de ce mollusque une fibre textile.“ (Dictionnaire général des tissus anciens et modernes: […] Bezon & Lorrain 1863)
„Bysse, (Hist. des Arts.) Il est singulier que ce mot soit le même en Hébreux, en Grec, en Latin, & en François, sans qu’on connoisse précisément ce qu’il désigne. On sait seulement que c’est le nom de la matiere qui servoit au tissu des plus riches habillemens. Il en est beaucoup parlé dans les auteurs prophanes & dans l’Écriture : (Ezechiel, xxvij. 16. I. liv. Paralip. xv. 27. Esther, viij. 15. &c.) on y lit que David avoit un manteau de bysse, aussi bien que tous les chantres & tous les lévites ; surquoi la plûpart des Naturalistes prétendent que ce bysse étoit la soie des pinnes-marines, ou de l’huître perliere mise en oeuvre. Voyez Pinnemarine. Quelqu’amusante que soit cette idée, il est difficile de se persuader que du tems de David & de Salomon, la soie du poisson pinne ait été assez commune dans ces pays-là, pour qu’un si grand nombre de gens pussent en avoir des manteaux ; ce qui est certain, c’est que le bysse dont il s’agit ici, étoit différent du lin ordinaire. Le passage de S. Luc, chap. xvj. 19. où il est dit dans notre édition Latine, conformement au Grec, que le mauvais riche étoit vêtu de pourpre & de bysse, n’embarrasse pas moins les interpretes du Nouveau Testament.
Il est d’abord incontestable que toutes les versions Espagnole, Italienne, Françoise, ou autres, qui pour s’accommoder à nos usages modernes, ont traduit qui étoit vêtu de pourpre & de soie, s’éloignent également de l’exactitude & du vrai. En effet le byssus étoit une toute autre matiere que notre soie, comme on peut le prouver évidemment par un grand nombre d’anciens écrivains, & pour abreger, par le seul dictionnaire de Pollux, liv. VII. chap. xvij.
On ne sauroit approuver davantage la traduction des Jésuites, qui s’habilloit d’écarlate & de toile fine, parce que byssus ne signifie point une toile fine dans le sens que nous attachons au mot de toile. MM. de Port-Royal ont rendu plus exactement le terme Grec, qui étoit vétu de pourpre & de lin ; mais ils n’en ont pas dit assez, car il s’agit ici nécessairement de quelque chose qui est au-dessus du simple lin. M. Simon l’a bien vû ; aussi a-t-il traduit, qui se vêtoit de pourpre & de fin lin. Il appuie sa traduction d’une très-bonne note. “ Il y avoit, dit-il, une espece de fin lin qui étoit fort cher, & dont les plus grands seigneurs se vêtoient en ce pays-là, & dans l’Egypte. Ce riche en avoit un habit de couleur de pourpre “.
MM. de Beausobre & Lenfant ont traduit de même, qui alloit vêtu de pourpre & de lin très-fin ; c’est-à-dire, ajoûtent-ils dans leurs notes, d’une étoffe de lin fin teinte en pourpre.
Ceci s’accorde parfaitement avec Pline, qui assûre que le bysse étoit une espece de lin très-fin. Pausanias dit la même chose, & remarque que dans toute la Grece, il ne croissoit de bysse qu’en Elide. Plusieurs modernes sont du même avis, & en particulier Bochart, qui remarque que le byssus étoit un lin fort fin, qu’on teignoit souvent en pourpre. On peut aussi consulter le vocabulaire Grec de Hésychius, & Leydekker dans sa république des Hébreux.
Ceux qui soûtiennent que le byssus n’étoit autre chose qu’une toile de coton fort fine, connue seulement aux Indes, & par conséquent très-chere dans les autres pays, s’appuient du récit de Philostrate, qui raconte qu’Apollonius de Tyane étant aux Indes, observa que tout le byssus dont on se servoit en Egypte, venoit uniquement des Indes. Mais l’autorité de Philostrate, auteur d’un vrai roman fait sous le titre de la vie d’Apollonius de Tyane, ne sauroit détruire des témoignages formels, qui prouvent qu’il y avoit d’autre bysse que celui des Indes.
Enfin Philon assûre (Philo, de Somnüs, pag. 597. édit. in-fol.) que le byssus est de tous les lins le plus beau, le plus blanc, & le plus fort ; qu’il n’est point tiré d’une chose mortelle, mais de la terre, & qu’il devient toûjours plus blanc & plus brillant lorsqu’on le lave comme il faut. Voilà donc l’amiante ou le lin incombustible, sous le nom de byssus dans Philon.
S’il est permis de dire notre sentiment après tant d’habiles critiques qui ont tâché d’éclaircir ce que l’on doit entendre par le byssus des anciens, nous croyons pouvoir conjecturer avec vraissemblance, que ce mot est un terme générique, qui signifie dans leurs écrits une matiere rare ; tirée du regne végétal & même minéral, en divers lieux & en divers pays, de laquelle matiere ils faisoient diverses étoffes riches & précieuses. Il y avoit le bysse des Indes, d’Egypte, de Grece, comme nous avons de la porcelaine de divers pays.
Nous ne doutons point encore que sous ce nom, les anciens n’ayent confondu les cotons, les oüattes, en un mot tout ce qui se filoit, & qui étoit d’un plus grand prix que la laine.
Mais s’il est certain qu’il y avoit chez les anciens du bysse tiré du regne végétal, il y a tout lieu de penser qu’ils tiroient aussi du byssus des pinnes-marines. Que dis-je, de penser ? Aristote l’assûre positivement ; car il nomme byssus, la soie de ces coquilles.
On a connu de tout tems l’art de la filer ; ainsi l’on ne peut douter qu’elle n’ait été souvent employée pour les habits des grands seigneurs, dans des siecles où la soie n’étoit que très-peu connue, & ne se voyoit que rarement.
En effet ce byssus de coquillage, quoique filé grossierement, paroît beaucoup plus beau que la laine, & approche assez de la soie : on en fait encore à présent des bas, & d’autres ouvrages qui seroient plus recherchés si la soie étoit moins commune.
Pour filer cette sorte de byssus, on le laisse quelques jours dans la cave pour l’humecter & le ramollir ; ensuite on le peigne pour en séparer la bourre & les autres ordures qui y sont attachées ; enfin on le file comme on fait la soie.
Si je connoissois quelque ouvrage, quelque traité particulier sur le byssus des anciens ; j’y renvoyerois les curieux. Voyez cependant l’article Byssus. (Le chevalier de Jaucourt.)“ (Diderot/d’Alembert 1751, Encyclopédie, ou dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers)
„PINNE – MARINE, (Conchyliol.) coquillage de mer, composé de deux valves, quelquefois chargées de pointes & de tubercules; ce coquillage est le plus grand de son genre que nous ayons dans nos mers; Les Vénitiens l’appellent astura, les Napolitains perna, & nos naturalistes pinna ou pinna – marina. […]
Il s’en trouve de différentes grandeurs, depuis un pié jusqu’à deux & demi de longueur; & elles ont dans l’endroit le plus large, environ le tiers de leur longueur; il sort de ce coquillage, une espece de houpe, longue d’environ six pouces, plus ou moins, & garnie, selon la grandeur ou la petitesse de la coquille. Cette houpe est située vers la pointe, du côté opposé à la charniere. Elle est composée de plusieurs filamens d’une soie brune fort déliée; ces filamens regardés au microscope paroissent creux: si on les brule, ils donnent une odeur urineuse comme la soie. […]
Les auteurs qui ont parlé de ce coquillage, disent qu’il est posé dans la mer verticalement, la pointe en – bas, & c’est apparemment sur la foi des pêcheur, qu’ils lui ont donné cette situation, qui n’est pas aisée à vérifier. On peut plus compter sur ce que les pêcheurs assurent, que les pinnes sont toujours attachées aux rochers ou aux pierres des environs, par une houpe de filets; car pour les tirer du fonds de [p. 642] l’eau, il faut toujours briser cette houpe. On les pêche à Toulon, à 15, 20, 30. piés d’eau, & plus quelquefois, avec un instrument appellé crampe; c’est une espece de fourche de fer, dont les fourchons ne sont pas disposés à l’ordinaire; ils sont perpendiculaires au manche; ils ont chacun environ 8 pouces de longueur, & laissent entr’eux une ouverture de 6 pouces, dans l’endroit où ils sont les plus écartés. On proportionne la longueur du manche de la fourche ou crampe, à la profondeur où l’on veut aller chercher les pinnes; on les saisit, on les détache, on les enleve avec cet instrument.
La houpe de soie part immédiatement du corps de l’animal; elle sort de la coquille par le côté où elle s’entrouvre, environ à 4 ou 5 pouces du sommet, ou de la pointe dans les grandes pinnes. […] Je finis, en observant que si la plûpart des faits singuliers d’histoire naturelle que nous lisons dans divers auteurs, étoient examimés avec attention, il y auroit bien des merveilles détruites ou simplifiées, car on ne sait point assez jusqu’où s’étend le goût fabuleux des hommes, & leur amour pour le singulier. (Le Chevalier de Jaucourt.)“
(Diderot/d’Alembert 1751, Encyclopédie, ou dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers)