Historische Aspekte

Kostbare Textilien wurden zu allen Zeiten gehandelt, als Geschenke verwendet oder dienten als Zahlungsmittel. Bereits in frühesten Texten, in hethitischer Keilschrift auf Tontafeln, in ägyptischen Hieroglyphen, in Griechisch und Latein auf Papyrus oder in Stein gemeisselt: Überall finden wir Begriffe für Textilien aller Art. Allerdings ist es oft schwierig, diese Begriffe eindeutig einem bestimmten Material zuzuordnen; oft ist dies nur im Kontext möglich.

Seit dem Beginn des Buchdrucks im 15. Jahrhundert wird das Quellenmaterial umfangreicher. In Wörterbüchern und Enzyklopädien, Inventar- und Geschenklisten, Handels-, Waren- und Zollverzeichnissen, Auktions- und Verkaufskatalogen finden sich Hinweise auf die Verwendung bestimmter Begriffe und Bezeichnungen und deren Bedeutungsveränderungen im Laufe der Jahrhunderte – auch die Muschelseide gehört dazu.

Die Oeconomische Encyclopädie von Johann Georg Krünitz (1728-1796) gilt heute noch als wichtige Quelle zu Wirtschaft und Technik der Zeit zwischen Aufklärung und Industrialisierung.

Das Gesamtwerk in 242 Bänden in der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften (© Ralf Roletschek)

Vollständiger alphabetischer Vereins-Zolltarif enthaltend ein alphabetisch geordnetes Verzeichniss aller Waaren, mit Angabe ihrer Ein- und Ausfuhr-Abgaben von 1834
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Wichtig

Muschelseide war in der Antike sehr wohl bekannt, sie wurde jedoch nie Byssus genannt. „From these filaments, textiles can be obtained, they are mentioned in Greek texts from the 2nd cent. AD; … but they are never called byssus.“ (Pelliot 1959) Bis heute ist kein einziger klassischer Text bekannt, der den Begriff byssus in Lateinisch oder βύσσος in Griechisch in Verbindung bringt mit einem textilen Muschel- oder Meeresprodukt.

Unzählige antike und mittelalterliche Gewebebezeichnungen wurden mit Muschelseide assoziiert. Einige wurden verworfen, z.B. cloth of gold. Andere können – mit einiger Sicherheit – bestätigt werden.